Sechsachser im dänischen Flachland

Als die Dänische Staatsbahn im Jahr 1995 ihre Bestellung für eine neue Drehstromreihe bei den Produzenten Krauss-Maffei und Siemens einreichten, überraschten die geforderten Leistungswerte. Die Zugkraft sollte sich auf sechs Achsen verteilen. Andere mitteleuropäische Bahnen waren zu dieser Zeit dabei, sich 6-achsige Lokomotiven abzugewöhnen.

Warum gerade das im Flachland befindliche Dänemark so eine starke Lokomotive bestellte, lässt sich mit einem Blick auf die besondere Geographie des Landes verstehen. Dänemark besteht neben der Halbinsel Jütland aus dutzenden Ostseeinseln. Die Bahn war bis dahin angewiesen, ihre Strecken durch Eisenbahnfähren zu verbinden. Nur zwischen Jütland und der Insel Fünen existierte schon seit 1935 eine Bahnbrücke über die Meerenge Kleiner Belt.

Im Sommer 1997 wurde endlich die rund 18 Kilometer lange Querung über den Große Belt für die Eisenbahn eröffnet, die die Insel Fünen mit der Insel Seeland verbindet. Von Kopenhagen auf der Insel Seeland in das schwedische Malmö konnte im Jahr 2000 auch die 16 Kilometer lange Öresundquerung in Betrieb genommen werden.

Das Streckennetz in Dänemark

Beide Bahnquerungen haben gemeinsam, dass sie jeweils aus einer Kombination aus Brücke und Tunnel bestehen. Die Rampenstrecken zwischen Brücken und den Eisenbahntunneln wurden mit einer Neigung von 15,6 Promille ausgeführt und sind hinsichtlich der Witterungsverhältnisse aufgrund ihrer Lage in der Ostsee sehr anspruchsvoll.

Der dänische Schienengüterverkehr besteht in der Hauptsache aus dem Transit von Schweden über Dänemark nach Deutschland. Die DSB fand keine Notwendigkeit, jeden Güterzug auf ihrer Magistrale zwischen dem schwedischen Malmö, den dänische Inseln bis zum Grenzbahnhof Padborg in Doppeltraktion zu fahren. Das sollten die EG3100 genannten Lokomotiven allein bewältigen. In dieser Relation bespannen die EG3100 darüber hinaus Zugleistungen bis nach Maschen bei Hamburg.

Die technischen Anforderungen an die EG3100 Baureihe sind auch Bedarf nach Redundanz: Eine EG3100 Lokomotive soll selbst bei Ausfall von Fahrmotoren eines gesamten Drehgestells einen Güterzug mit bis zu 2000 t Gewicht auf den Rampenstrecken der Ostseequerungen fahren, ohne liegen zu bleiben. Zudem wollte die DSB mit einem kleineren Bestand an Lokomotiven auch Betriebs-und Wartungskosten reduzieren.

Daten und Technik der EG Lokomotiven

Die 13 EG Lokomotiven wurden in den Jahren 1999 und 2000 hergestellt. Mit dem Hersteller wurde eine Option zur Lieferung weiterer 7 Lokomotiven vereinbart. Diese Option wurde nicht eingelöst, da die Dänische Staatsbahn ihre Güterverkehrssparte DSB Gods (Gods steht für Güter) im Jahr 2001 an die Deutsche Bahn verkaufte.

Die Basis der EG Lokomotiven ist die Eurosprinter Plattform von Siemens, insbesondere mit der Baureihe 152 gibt neben dem Design noch andere Gemeinsamkeiten.

Das dänische Streckennetz wurde ab Mitte der 1980er Jahre mit 25 KV Wechselspannung elektrifiziert. Bei den Nachbarn Deutschland und Schweden liegt eine Spannung von 15KV Wechselspannung an, so dass die EG als Zweisystemreihe ausgeführt wurde.

Weitere technische Daten:
Loknummern 3101 bis 3113
Baujahr 1999 bis 2000
Achsfolge Co ‚Co‘
Länge über Puffer: 20 950 mm
Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
Gewicht 126 t
Leistung 6 500 kW
Anfahrzugkraft 400 kN

Die Übertragung der Zugkräfte zwischen Drehgestellen und Lokrahmen erfolgt nicht, wie bei den anderen Siemens Lokomotiven üblich, durch Drehzapfen, sondern durch Zug-und Druckstangen. Damit änderte sich auch die Lagerung der Fahrmotoren und der Getriebe, so dass neben dem Umstand, dass die EG Lokomotiven sechs Achsen besitzen, ein völlig neues Drehgestell entwickelt werden musste.

Erwähnenswert ist zuletzt, dass die EG Lokomotiven keine Zugheizung besitzen. Sie wurden als reine Güterzuglokomotiven beschafft.