Škoda möchte Talgo kaufen

Die Geschichte beginnt zuerst damit, dass Ungarn größtes Interesse an dem spanischen Bahnhersteller Talgo angemeldet hat. In Ungarn kann man Firmen, die produzieren und funktionieren, ganz gut gebrauchen. Talgo wiederum hat einige Probleme mit den Kapazitäten seiner Produktion.

Ungarn hat mithilfe eines Geldfonds so viel Geld beschafft, um damit den Hersteller komplett übernehmen zu können. Ungarn bietet außerdem das, woran es bei Talgo mangelt: Produktionskapazitäten (sprich leerstehende Fabriken) und ausreichend potenzielle Fachkräfte.

Talgo hat so viele Aufträge angenommen, die der Hersteller unmöglich pünktlich abarbeiten kann. Da drohen Strafen in Millionenhöhe. Einer der Aufträge kam bekanntlich von der Deutschen Bahn. Talgo soll 56 Züge für den Einsatz bei DB-Fernverkehr bauen. Die Bahn könnte auch noch die Karte ziehen und eine Option für insgesamt 100 Züge einlösen. Ein Partner für Talgo wäre also willkommen.

Spanien hat allerdings keine Absicht, eine an sich gute Firma nach Ungarn zu verramschen. In den letzten Jahren hat sich Ungarn zu einem abtrünnigen EU-Staat konvertiert. Ungarns Regierungschef Orbán und der russische Präsident Putin sind beste Freunde. Ungarn hebelt die Sanktionen der EU gegen Russland regelmäßig aus. Niemand in Spanien möchte, dass Talgos Know-how über Ungarn in schlimmsten Fall auch in russische Hände gerät.

Deshalb hat Spanien sein Veto eingelegt und versucht, mit verschiedenen Mitteln den Verkauf von Talgo nach Ungarn zu stoppen. Spanien ist mit seinem Einschreiten tatsächlich erfolgreich und hat Talgo einem Interessenten schmackhaft gemacht. Seit einiger Zeit finden Gespräche zwischen der spanischen Regierung und dem tschechischen Hersteller Škoda statt.

Eine Übernahme von Talgo durch Škoda dürfte tatsächlich die bessere Option sein. Škoda bringt zudem Erfahrung im Waggonbau mit. Zusammen mit Siemens Mobility produziert Škoda derzeit Wagen der neuen Plattform Viaggio Comfort, die in Österreich unter der Flagge „Railjet NG“ bei den ÖBB fahren.